Macht’s noch einmal, Wolfgangs!

CC2, Wolfgang und Wolfgang

Verrückt, was diese Beiden auf die Beine gestellt haben, welche elendig lange Historie sie hinter sich herschleifen und mit wieviel Elan sie sich elefantös durch den Porzellanladen moderieren! Wolfgang Back und Wolfgang Rudolph halten ihren Fans seit Jahrzehnten die Treue, setzen sich mit überraschender Leichtigkeit über jeden Tiefgang hinweg und behalten ihren an Komik grenzenden Stil trotz aller journalistischen Ansprüche bei. Weil ich sie für diese Hartnäckigkeit bewundere und weil sie in einem Interview so wunderschön authentisch rüberkommen, möchte ich Ihnen kurz Huldigung zuteil werden lassen und meine Schatzkiste öffnen:

Schon vor langer Zeit habe ich die Sendungen von den Beiden verfolgt, damals im Fernsehen, aber immer mit einem weinenden und einem lachenden Auge:

Was ist das denn nur?

Nicht immer ist klargeworden, was die Botschaft der Beiträge sein soll, welchen Sinn die Berichte haben sollen und welchen tiefschürfenden Hintergrund ihre Quellen haben. Aber es war immer was für jeden dabei, hier der Joystick für Arme:

Joystick

Was für ein Kontrast zu heute, rein optisch:

Damals

Mich fasziniert an ihrer Moderation vor allem, wie sie…

  • …sich gegenseitig über den Mund fahren,
  • …ihre Interviewpartner durch dämliche Zwischenfragen verwirren,
  • …komplizierte Themen verflachen,
  • …einfache Themen verkomplizieren,
  • …(absichtlich?) Abkürzungen und Anglizismen verhunzen,
  • …Nichtigkeiten aufbauschen können,
  • …Abseitiges in den Mittelpunkt rücken,
  • …Schaumschlägern Raum gewähren,
  • …schleichend Werbung treiben,
  • …sich mit Modemtechnik auskennen und doch…
  • …über Baudraten Mitte der Achtziger streiten müssen, wie sie….
  • …Probleme beim Durchzählen ihrer eigenen Sendungen hatten, und daß sie
  • …nach dem BÜP noch ein ZICKE-ZACKE erfunden haben und schließlich
  • …mit RUCKE-ZUCKE noch einen draufzusetzen verstehen.

Ich wollte schon mal nach jeder neuen Sendung eine Kritik schreiben und sie auf die oben gelisteten Punkte hin analysieren und damit quasi ein „ComputerClub-Bingo“ spielen: wenn ich fünf Albernheiten zusammen habe, darf ich mir die nächste Sendung runterladen – oder so.

Ich oute mich hier als Stammhörer und langjährig getreuer Konsument ihrer Werke, sogar ihre Webseiten habe ich in meinen Favoriten und selbst die Maxainer Webcam vom Parkplatz hinter’m Haus von Wolfgang Rudolph, wo immer das Wohnmobil, der kleine Geländewagen und der Kirchturm in gottverlassener Abgeschiedenheit zu bewundern waren, habe ich solange besucht, bis über viele Monate hinweg nur noch ein „Die Kamera ist leider kaputt“ gemeldet wurde.

Von ihrer fast „entrückten“ Sichtweise auf die Computer- und Kommunikationstechnik bin ich magisch angezogen, auch von ihrem vergeblichen Versuchen, das riesige Wissenenspuzzle zusammenzusetzen und bei aller professioneller Produktionstechnik immer wieder Anspruch und Wirklichkeit auseinanderklaffen lassen. Diese „Dialektik“ macht ihre Medienpräsenz so reizvoll.

Daß der WDR die Sendung nach so vielen Jahren abgesetzt hat, kann ich gut verstehen. Mich wundert nur, daß sie sie nicht schon viel viel früher verbannt haben. Allerdings haben sie damit einen echten Publikumsmagneten abgesetzt, der bei der jeder neuen Ausstrahlung viele Zuschauer voller Erwartung vor die Mattscheibe gelockt hätte. Das beweist der Zuspruch der Postcast-Hörer.

Leute, tut Euch das an, Ihr werdet staunen und Euren Ohren nicht trauen!

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