Dell MPF 3115cn Erfahrungsbericht

Nun ist er also doch endlich angekommen, mein langersehnter, neuer Drucker, der nicht nur Texte perfekt in schwarz/weiß sowie Photos in ordentlicher Qualität drucken können sollte, sondern auch als Kopierer mit Einzelblatteinzug, als Scanner für flache und dicke Vorlagen sowie als standalone Faxgerät arbeiten sollte und dabei nicht nur mir Freude bereiten, sondern auch von meiner Frau akzeptiert sein sollte. Ach ja, leise, sparsam und schnell sollte er sein.

Nach den ersten Tagen kann ich nun ein durchweg positives Urteil abgeben, was ich im Folgenden auch gern genauer untermauern möchte.

Drucken im Netz für Windows und MacOSX: Ja
Farbdrucke in Büroqualität (Bilder geben wir Photodienstleistern): Perfekt
Din A4, möglichst randlos. Nicht randlos.
Farb-Laserdrucker im single-pass (möglichst keine “Revolver”-Technik): Ja
Duplex-Druck möglichst automatisch (Vorder- und Rückseite): Ja (Option)
Manuelle Papierzuführung für manuellen Duplexdruck, alternatives Papier: Prima, bis auf Umschläge
Hohe Grammaturen (Flächengewicht) für Papier bis Karton (> 200g/m²): Bis 250g/m²
Geringer Seitenpreis: 13 ct die Farbseite
Geschwindigkeit (1. Seite, Folgeseite, Farbe, S/W) ist quasi egal: Flink
Faxversand papierlos mind. von Windows über USB: Bestens
Faxversand von Vorlagestapel (Automatic Document Feeder, ADF): Ja
Faxempfang wird nicht erwartet (macht der Mac Mini bereits) Geht trotzdem
S/W-Kopien von nicht-flacher Vorlage: Ja
S/W-Kopien von Vorlagestapel (ADF): Ja
Echter Stromausschalter (0 W Verbrauch): Ja

Am beeindruckendsten war für mich von Anfang an die Druckgeschwindigkeit und die Brauchbarkeit sogar als Photodrucker. Selbst mit den nur 128 MB RAM ist er schnell und in der Lage, ganzseitige Photos in wenigen Sekunden auf’s Papier zu bringen. Bis zu 0,25 Punkt Linien kann man herunterskalieren, farbige Muster und Verläufe sehen gut aus und auch Mischfarben (z.B. beim Druck automatisch in die Druckfarben CMYK umgerechnete RGB-Farben) sind OK.

Man sollte aber darauf achten, den für den jeweiligen Zweck richtigen Druckertreiber zu wählen (gilt für Windows, für Mac OS X gibt es ohnehin nur den PostScript-Treiber): Der PCL-Treiber (ohne „PS“ im Namen) ist vermutlich leicht schneller, stellt Verläufe mit schönerem Raster aber etwas stufig dar und skaliert Muster (Schraffuren o.ä.) auf die Druckauflösung herunter (d.h. sehr fein), weiterhin ist die Druckfläche geringfügig kleiner. Bei PostScript-Drucken sind gestrichelte Linien weniger „fehleranfällig“ und dünne Linien richtig dünn, die Muster sind auflösungsunabhängig, Farbverläufe wirken gleichmäßiger, Grauwerte werden mit regelmäßigem Raster erzeugt, was durchaus stören kann, besonders bei hellen Grauwerten. Zumindest bei „ordentlichen“ Programmen scheint die Typographie keine großen Unterschiede aufzuweisen, aber ich habe schon Ausdrucke gesehen, da waren im PCL-Druck Grundlinien nicht eingehalten und Buchstabenabstände wie Unterschneidungen inkorrekt.

Das Papierhandling ist für Normalpapier einwandfrei, es kommt nicht gewellt aus dem Drucker und auch der Duplexbetrieb ändert daran nichts, obwohl das Papier zum Druck der Rückseite wieder in den Drucker zurückgezogen wird. Auch starker Karton, in diesem Fall beschichtetes Papier von 250g/m², zog er gut aus dem Mehrzweckfach ein, wobei er es bei richtiger Einstellung im Druckertreiber langsamer durchzieht. Es kommt nur ganz leicht gebogen im Ablagefach zum Liegen, was aber auch an der einseitigen Beschichtung liegen kann. Leider zerknittert er Briefumschläge (dünnste Billigware wie gefütterte) an einer Ecke etwas, dafür sind sie fast vollflächig bedruckbar: für Perfektionisten ist beides ein Ärgernis.

Die Passgenauigkeit von Vorder- und Rückseite ist in jedem Druckvorgang unterschiedlich: In beiden Achsen konnte ich Abweichungen bis zu 3mm beobachten, mal mehr, mal weniger. Überhaupt ist die horizontale Ausrichtung des Papiers bei Drucken aus dem automatischen Papierfach nicht manipulierbar und werkseitig nicht ganz mittig (5mm linker Rand zu 2mm rechts). Softwareseitig ist ein Rand von 4mm nicht bedruckbar, wobei das PostScript-RIP noch einen Millimeter mehr Fläche spendiert als die PCL Engine.

Übrigens war die Registrierung, also die Passgenauigkeit der verschiedenen Druckfarben zueinander, im Auslieferungszustand nicht einwandfrei und mußte nachjustiert werden, was deutliche, positive Effekte hatte!

Netzwerkbetrieb

Es ist schon beeindruckend, wieviele Funktionen des Druckers ordentlich im Netz verfügbar sind. So kann nicht nur über das Netz auf dem Drucker ausgeben, sondern auch Faxe von seinem PC versenden, sofern man ihn nicht per USB angeschlossen hat (ich bin mir nicht sicher, daß das irgendwo beworben und in Vergleichstests genügend gewürdigt wird). Scannen kann man per USB, wofür reichlich Software mitgeliefert wird, aber auch am Gerät selber lassen sich die gescannten Dateien per Email versenden oder auf FTP oder Windows-Servern (SMB) ablegen. Dazu wählt man im Display eine Versandart und dann aus dem Adressbuch einen oder mehrere Empfänger. Vor dem Scanstart testet der Drucker die Erreichbarkeit der (Mail-, File-)Server und legt dann los.

Einziger Nachteil beim Faxen über das Netzwerk ist, daß das Druckwerk beim Empfang der Daten hochfährt, obwohl die Seite gar nicht gedruckt werden soll, sondern vollelektronisch über die Modemleitung gesendet wird. Wer also viel mit dem Gerät faxen möchte, wird sich über unnötige Warmlaufen ärgern. Auch schade: Man kann via Email nur maximal 16 MB große Dateien versenden und der Transfer per SMB dauert wesentlich länger als zwischen PCs direkt.

Scanqualität

Die 600dpi, die in der c’t noch als dürftig und nur für den Büroalltag ausreichend eingeschätzt wurden, finde ich für alle meine Belange völlig in Ordnung. Sicher, für Photobearbeitung würde man sich mehr wünschen, doch für das Einscannen von Negativen oder Diapositiven fehlt es ja auch noch an der Durchlichteinheit. Da braucht man wohl ein spezielles Gerät. Aber die Tiefenschärfe der Abtasteinheit ist toll: Eine Armbanduhr lässt sich vollständig scharf aufnehmen, inkl. Datumsanzeige und Armband. Und selbst ein dickes Buch wird zwar im Bund dunkler, aber bleibt gut lesbar.

In dieser Originaldatei habe ich das mal verdeutlicht: Die Buchseiten sind in 600dpi gescannt und das auf dem Scanner liegende Buch habe ich maskiert darübermontiert.

Etwas unglücklich ist es, daß auf eine Vorschau verzichten muß und keinen Ausschnitt wählen kann, wenn man direkt am Gerät über das Netzwerk scannt. Andere Geräte sollen wenigstens eine Steuerung via dem eingebauten Webserver zulassen, aber der Dell kann das nicht. Immerhin sind die Formate frei wählbar: PDF (mit TIFF als Inhalt), TIFF direkt sowie JPEG mit in drei Stufen wählbarer Kompression.

Lautstärke

Außerdem ist er sehr leise: Im erweiterten Stromsparmodus ist er nicht zu hören, kurz nach einem Drucken kann man noch Bewegungen der Lüfter oder anderer rotierender Teile erahnen, wenn man direkt daneben sitzt. Beim Vorwärmen ist er nicht wesentlich lauter, erst beim Drucken legt er deutlich zu, ist aber nicht störend. Laut ist er eigentlich nur kurz nach dem Einschalten, wenn alle Lüfter etc auf Maximum hochdrehen. Kurios: Er ist so leise, das ich ihn bis jetzt noch immer vergessen habe, auszuschalten; so verbleibt er im erweiterten Stromsparmodus. Doch der Stromverbrauch ist so gering, daß sich seine Kosten im Leerlauf auf etwa 40 Euro im Jahr summieren würden.

Sicherheit

Beim Drucken über den Windows-Treiber kann man diverse Sicherheitseinstellungen vornehmen und die Übertragung im Netzwerk verschlüsseln sowie den Zugriff auf bestimmte Funktionen (z.B. ausgehendes Faxen, Farbdruck) nur gegen Kennwort freigeben. Auch die Konfiguration per Web kann mit Kennwortschutz gesichert werden. Der Betrieb am Gerät selber kann limitiert werden und ausgehende Faxe oder das Scannen kann auf das hinterlegte Adressbuch begrenzt werden.

Bedienung und Konfiguration

Es ist verwunderlich, wie man doch tatsächlich ohne spezielle Tasten für Scanen, Kopieren und Faxen auskommt. Kaum ein anderer Hersteller eines Multifunktionsdruckers hat auf spezielle Tasten verzichtet und so dachte ich, daß man Probleme mit der Bedienung nur mittels Cursorsteuerung und ein paar Zifferntasten hat. Doch nein: Das gut lesbare und hintergrundbeleuchtete (wow!) Display ist vierzeilig und klassisch alphanumerisch. Es gibt ein Cursorkreuz mit „OK“ in der Mitte, einem „Weiter“-, „Zurück“-, „Abbruch“- und „Menü“-Knopf sowie den Zifferntasten, die über Mehrfachdruck auch für die Eingabe von Buchstaben und Sonderzeichen dienen. Mehr braucht man nicht, da die meiste Konfigurationsarbeit auch über den eingebauten Webserver erledigt werden kann.

Diese Webseiten zur Konfiguration und zur Einstellung der mannigfaltigen Vorgaben (z.B. welches Dateiformat ein Scan haben soll, welches TIFF-Format nun in PDF enthalten sein soll, ob Farbkopien an der Konsole erlaubt sind und ob andere Faxnummern als im Adressbuch verzeichnet angewählt werden dürfen und und und…) sind sehr umfangreich und man sucht manchmal eine bestimmte Funktion vergeblich, weil die Menüstruktur nicht immer einleuchtend und vor allem nicht immer korrekt übersetzt ist (Beispiel: „Copy settings“ und „Copy setup“ wird zu „Kopieren einstellen“ und „einstellen kopieren“ verdreht). Doch alles in allem ist mir bisher jeder gewünschte Parameter einstellbar gewesen, was das Gerät sehr flexibel konfigurierbar macht. Gerade im Firmeneinsatz wird man die einschränkenden Optionen gutheißen und vielfältigen Anpassungsmöglichkeiten nutzen: Verschiedene Meldungen des Druckers können z.B. per Mail an unterschiedliche Personen geschickt werden. Auch lassen sich die Einstellungen dieses Druckers auf weitere m Netz verfügbare anwenden.

Einzig nervig an der Konfiguration via Web ist die Tatsache, daß einige Einstellungen nicht vorgenommen werden können, wenn der Drucker im Stromsparmodus ist. Leider wird man darauf erst dann hingewiesen, wenn man die Einstellungen sichern möchte. Ein automatisches Aufwachen aus dem Stromsparmodus wäre die simpelste Lösung für die Erbauer gewesen.

Das dicke Handbuch sowie die auf der Platte installierten Hilfedateien habe ich tatsächlich schon öfters konsultiert und bin wirklich fündig geworden. Leider war nicht jede Funktion ohne Hintergrundwissen verständlich (z.B. war der Leitungstyp für den Faxanschluß auf PSTN oder PBX einstellbar; was war noch gleich der Unterschied?) und es gibt auch Optionen, deren Nutzen erschließt sich wohl nur, wenn man auch noch ein externes Telefon mit Anrufbeantworter anschließt.

Es macht durchweg Spaß, das Gerät zu benutzen. Der Spieltrieb wird auch dadurch verstärkt, daß man problemlos alle angestoßenen Vorgänge nach einer Sicherheitsfrage wieder abbrechen kann und die hinterlegten Standards für quasi jede Betriebsart im individuellen Fall überschrieben werden können. Das gut lesbare Display hilft bei den Einstellungen und die Quittungstöne, die allesamt auch noch in der Lautstärke einstellbar sind, geben sinnvolles Feedback, z.B. wenn eine große Scandatei über’s Netz übertragen wurde.

Das schwarze Gehäuse ist anfällig für Fingerabdrücke und Staub.

Mac- und Linux-Unterstützung

Unter Mac OS X 10.4.8 wurde der Drucker erkannt, nachdem ich die IP-Nummer eingegeben hatte. Aber Dell liefert auch einen Treiber mit, der zumindest alle Druckeroptionen anwendbar macht, aber kein Faxen über das Netzwerk unterstützt. Ob per USB mehr möglich wäre, müßte ich noch probieren. Übrigens: Der Drucker beherrscht auch AppleTalk und Bonjour…

Die Linux-Anbindung muß ich noch testen, bin aber sicher, das die ganz ausreichend funktionieren wird.

Dell

Wenn der Dell-Shop nicht wäre und dadurch das Einkaufserlebnis nicht so abschreckend, dann wäre dieses Gerät mit noch offeneren Armen empfangen worden.

So war ich einfach völlig im Ungewissen, ob die Bestellung eingegangen war, denn die Bestellbestätigung kam am dritten Tag. Dann wurden sechs Wochen Lieferfrist auf den Webseiten angegeben, am Telefon hatte man mir etwa zehn Tage genannt. Schließlich wurde ich sogar noch überrascht, als UPS einen Tag früher als angekündigt kam. Und eine echte Rechnung habe ich erst einige Tage nach der Ware mit separater Briefpost aus Irland erhalten.

Und ob es jetzt klug war, sich als „Mittelständler“ statt als „Kleines Unternehmen“ am Shop anzumelden, weiß ich noch nicht, aber wie eine Einzelperson mußte ich mit Kreditkarte zahlen. An der einer Stelle im Shop hätte ich die Tonerfarben einzeln ordern können („Mittelstand“), was ein andermal mal wieder nicht offeriert wurde („Kleinunternehmen“). Auch war der auf einer Einstiegseite beworbene „5-jährige Service zum Preis von 4 Jahren“ auf den eigentlichen Bestellseiten mehr erwähnt (Prospekthaftung?) und das Navigieren zum Produkt oftmals sehr aufwendig, zumal man bestimmte Informationen erst dann erhält, wenn man Kunde dieses Produktes ist. Was ein „deutscher Telefonadapter“ ist, muß man raten (vermutlich ein TAE-auf RJ11-Kabel). Und ob wirklich das Startpaket Toner enthalten ist, habe ich nicht im Dell-Shop erfahren, sondern externen Quellen entnehmen müssen. Da gruselt es einen doch!

Die frankophonen Callcentermitarbeiter können mangels Kompetenz auch nicht für mehr Klarheit des Kunden sorgen, denn sie brauchen auch ewig für das Suchen in ihren Systemen, kennen den Ablauf nicht, wie er sich Kunden darstellt und antworten nur mit ihren erlernten, stereotypen Phrasen. Vielleicht haben sie aber auch nicht nur keine Ahnung, sondern schlicht die Aufgabe, hastige Kunden zu vertrösten, da das System „Dell“ schon alles richten wird?

Alles in allem waren die diversen Ungewiss- und Ungereimtheiten sehr unbefriedigend. Und so stört mich am Drucker selbst eigentlich nur, daß er von Dell kommt und man auch künftig notgedrungen auf Dell als Lieferanten für Verbrauchsmaterialien, Serviceteile und Dell-Techniker angewiesen ist. Dell hat die Lebensdauer des Druckers interessanterweise auf fünf Jahre begrenzt und ich fürchte, daß danach schlicht keine Serviceteile mehr zu bekommen sein werden. Egal, wie gut es dem Drucker sonst geht, wird er also bei Tonermangel oder bei kleinen Pannen mangels Reperaturmöglichkeit verschrottet werden müssen?

Fazit

Bis auf die Dell-Problematik ist der MFP 3115cn ein Spitzengerät für den Bürobetrieb mit hoher Qualität, enormer Anpassungsfähigkeit an den Einsatzweck ohne größere Macken und das bei einem sehr moderaten Preis von 993 Euro in dieser Konfiguration inkl. Duplexer.

Ich bin im höchsten Maße zufrieden! Meine Empfehlung!

Schreibe einen Kommentar