Neues vom Nokia N95 8GB

Inzwischen teste ich ein weiteres Nokia N95-2 (aka 8GB, diesmal von Vodafone) und möchte meine Erkenntnisse nicht verschweigen. Sie ergänzen meinen bisherigen Testbericht:

N95 8GB von Vodafone

Das Vodafone-Branding ist äußerlich sehr zurückhaltend; nur die Rückseite (neben der Hauptkamera) ziert ein dezentes, weil silberfarbenes (nicht rotes!) Vodafone-Logo und -Schriftzug.

Die von Vodafone aufgespielte Software basiert aktuell auf der Firmware Version 10 und ist damit nicht ganz auf der Höhe der Zeit (11 bietet Nokia direkt an). Lt. Vodafone darf man den Produkt-Code nicht ändern, um in den Genuss von original Firmware zu kommen; man verlöre angeblich die Garantie. Wie man an eventuell neue, aber original Vodafone-Software herankommt, ist unklar. Bei einem Besuch bei einem Service-Center von Vodafone haben sie immerhin sofort und kostenlos die Aktualität geprüft und hätten neuere aufgespielt (unter Verlust der Einstellungen).

Die Vodafone-Software lässt sich komplett so umkonfigurieren, dass in der Anwendung nichts mehr stört, auch der rechte Softkey und auch die Themes wurden nur um die Vodafone-Varianten erweitert.

Neben der normalen „Nokia Maps“ GPS-Anwendung packt Vodafone auch ein eigenes Programm „Navigator“ auf das Handy. Es hat aber eine monatliche Grundgebühr und eine Pausche für eine bestimmte Datentransfermenge. Leider ist der Dienst nur per Vertrag (also als Zusatzoption zum Tarif) mit einer Laufzeit von zwei Jahren zu haben. Was der Nokia-Dienst zur Navigation kostet und wie der abgerechnet wird, weiß ich nicht und ist schwer herauszufinden. Zum Glück ist die Positionsbestimmung und die Routenplanung mit Nokia Maps kostenlos. Nur die Datentransfergebühren des Providers für den Kartentransfer schlagen zu Buche. Schade: Das Handy kann die Karten nicht selbst über WLAN aus dem Internet Laden; alternativ kann man aber vermutlich den MapLoader auf dem PC verwenden. Ach ja: Vodafone hat eine GoogleMaps Version beigefügt, die ebenfalls (logisch eigentlich) nicht über WLAN arbeitet, sondern nur über GPRS/UMTS, was ggf. happig in’s Geld geht.

Überhaupt fehlt eine am Handy abrufbare Information, wieviel Kosten man durch welchen Dienst verursacht hat. Beispiel: Die Datentransfers von Nokia Maps sind zwar bei einer Session im Fenster angezeigt, aber wie teuer die sind und wieviel ingesamt schon geladen wurde, muss man selber errechnen. Die Vodafone-Webseite gibt zwar eine (meist erschreckend hohe) Gesamtsumme für den aktuellen Abrechnungszeitraum an, aber das vom Handy abzurufen, wird auch wieder Geld und viel Zeit kosten. Die Flatrates von Vodafone sind von den Tarifen her etwas undurchsichtig: Es gibt die WebSessions für das „echte“ Surfen, was eigentlich mittels Notebook und Modem (PC-Card oder Handy) gemacht wird. Das Handy kann ja auch „richtig surfen“, aber hier unterscheidet Vodafone zwischen verschiedenen Zugriffspunkten (WEB, WAP, LIVE) und Tarifen („Happy Live Internet Flat“, „Happy E-Mail“ Dingsda u.a.). Was damit im Einzelnen für Konsequenzen bzgl. verfügbarer Dienste und notwendige Einstellungen am Gerät verbunden sind, bleibt komplett im Dunkeln. Denn merke: Auch ohne „Flat“ oder mit „E-Mail“-Spezialtarif kann man im GPRS/UMTS surfen, aber man kennt den Preis nicht (im Zweifel mehr als ein Euro pro MB; was uns an die Anfänge des Internets Mitte der Neunziger Jahre erinnert)!

Die beiden breiten, direkt unter dem Bildschirm montierten Softkeys sind bei den aktuellen Vodafone-Geäten zur Mitte hin zu weit im Gehäuse, so dass der Druckpunkt nicht ohne Fingernageleinsatz erreicht werden kann. Das war bei den Original-Nokia N95-8GB nicht der Fall.

Der Slider sitzt bei dem Vodafone-Modell noch besser als bei den Origninalen, bei denen ich ein Gerät in den Händen hatte, dessen Slider knarzte, wenn man die rechten Tasten am Slider betätigte.

Die Lautstärke des Höhrers (also am Ohr) ist viel besser als bei den von mir getesteten original Nokia Versionen. So laut muss ein Telefon schon sein – oder anders ausgedrückt: die von Nokia stammenden Modelle müßten eigentlich zurückgeschickt werden.

Die Softwareumgebung ist nicht sehr stabil. Ich hatte bei den Originalmodellen bereits zweimal durch normale Bedienung den Fall, dass ich den Akku herausnehmen musste, um neuzustarten. Bei dem Vodafone-Teil ist das allerdings noch nicht vorgekommen. Allerdings kann hier die Kamera manchmal nicht über den Auslöser aktiviert werden: es muss aus der Programmliste geöffnet werden und die Einstellungen müssen einmal neu gesetzt werden (oder Neustart des Telefons hilft auch).

Mac OS X Unterstützung

Ich nutze für die Verbindung zwischen MacOSX und dem Nokia N95 das Plugin von NovaMedia; das von Nokia angebotene Plugin allein hat nicht gereicht, um das Telefon für iSync kompatibel erscheinen zu lassen. Somit kann ich Termine und Visitenkarten via Bluetooth austauschen (s.u.). Die FoneLink-Software auch aus dem Hause NovaMedia habe ich nie wieder benutzt. Stattdessen ist die Software „Nokia Multimedia Transfer“ für iTunes (Transfer von speziellen Playlisten), Bildtransfer (wird als „Gerät“ von iPhoto und anderen Programmen erkannt) und zur Übertragung aller anderen Daten (Filme, Dateien) mittels eines eigenen Dateibrowsers (Finder-ähnliche Fenster auf den Verzeichnisstrukturen des Telefons) sehr nützlich. Sie arbeitet (mit kleinen, nicht störenden Macken) per Bluetooth und auch per USB („PC-Suite“-Modus am Handy wählen), dann mit etwa 500 KB/s Transferrate.

Nervig ist, dass die PIM-Funktionen (Personal Information Management = Adressbuch, Terminverwaltung etc) insbesondere nicht hundertprozent kompatibel zu den Desktop-Pendants von MacOSX sind. Beispielsweise sind „ganztägige Ereignisse“, sofern sie unter MacOSX erzeugt wurden, unter Symbian nur mit Uhrzeit „0:00-23:59“ darstellbar und die Einstellungen zur Wiederholung (z.B. „jährlich“ bei Geburtstagen) geht verloren.  Andererseits lassen sich „Jahrestage“ unter Symbian erstellen, die auch korrekt unter MacOSX gezeigt werden, aber auch durch Kopieren und Ändern kann  man daraus keine wechselseitig gültigen Ganztagsereignisse auf dem Mac erstellen. Grundsätzlich ist die Verbindung zwischen den Systemen aber brauchbar, da auch mobil eingetragene oder geänderte Termine/Adressen übernommen werden. Testhalber verwalte ich tausende von Terminen (über mehrere Jahre) und viele Jahrestage. Aber mich wundert, dass solch grundlegende Dinge wie Kalendermanagement nach vielen Jahren der Entwicklung immer noch unvollständig (Beispiel: Feiertagsverwaltuung) sind.

Bei Adressen und Telefonnummern gibt es ähnliche Probleme. Hintergrund ist, dass man Telefonnummern auf der GSM-SIM gespeichert hat und im Telefon und auf dem Desktop ebenfalls welche. Das synchronisieren der beiden letzteren funktioniert reibungslos, aber dennoch werden bei eingehenden Telefonaten nicht immer die zugehörigen Einträge erkannt und eingeblendet, manchmal aber erscheinen sogar die in MacOSX-Adressbuch gespeicherten und offenbar auf das Telefon synchronisierten Bildchen der Kontakte, wenn diese anrufen und natürlich immer, wenn man ihre Nummer wählt.

Sonstige Eigenschaften

Der Barcode-Scanner ist für einen Zweck entwickelt, der sich mir nicht erschließt. Ich habe es jedenfalls nicht geschafft, EAN-Codes zu erfassen.

Bookmarks werden nicht synchronisiert, schon gar nicht mit Safari oder Firefox. Sehr schade, denn sie lassen sich ja nur aufwendig auf dem Telefon eintippen. Zudem kann der häusliche WLAN-Zugangspunkt nicht bei jeder Session gewählt werden, sondern muss für diesen Zweck in den allgemeinen Voreinstellungen des Browsers definiert sein.

Ausgehende Emails enthalten nur die eingestellte Mailadresse aber nicht den Klarnamen, was nicht nur meinen Spamfilter triggert.

Das Auswählen von Klingeltönen (z.B. beim Zuordnen eines speziellen Tons zu einem Kontakt) ist lästig, weil man bei vielen MP3-Stücken (eigentlich mehr für den Musikplayer und nicht für den Klingeltöne gedacht) nicht mit der Tastatur ein Lied direkt anspringen kann, sondern alle durchscrollen muss. Außerdem ist, wie sicher eingestellt, die Vibration bei jedem Anspielen des Tons auch eingeschaltet, was irgendwann zu einer tauben Hand führt.

Die Anwahl eines Kontakts aus dem Telefonbuch ist aufwendig: Erstmal kann man den Anfangsbuchstaben des Nachnamens nicht antippen, sondern muss immer im ganzen Namen suchen. Bevor aber gewählt wird, muss die richtige Nummer (auch, wenn es nur eine gibt) aus der „Visitenkarte“ ausgesucht werden und es wird einem die Entscheidung aufgedrängt, ob es sich um einen Sprach- oder Videoanruf handeln oder ob eine Mitteilung (SMS o.ä.) verfasst werden soll. Zum Glück gibt es die Kurzwahlen, die durch langen Druck auf eine Zifferntaste ausgelöst werden, da gibt’s keine Nachfragen: es wird direkt gewählt.

Das Telefon hat keine Leuchtdioden für die üblichen Statusanzeigen von z.B. Eingebucht in GSM oder UMTS bzw. aktiviertem oder aktivem Bluetooth oder WLAN. Man muss immer rätseln oder die Anwendung „Verbindungsmanager“ befragen, ob gerade eine Verbindung aktiv ist. Mikroskopisch kleine Statusanzeigen im Display gibt’s auch, ja.

Die Videokamera hat bei Aufnahme immer eine helle, rote Leuchtdiode angeschaltet, die nicht nur unnötig auf den Filmer aufmerksam macht, sondern auch stört (z.B. auf Glasflächen, Fenstern, Geschirr…). Abschaltbar wäre klasse. Beeindruckend aber ist die Video- und Audioqualität der Aufnahme. Für Fotos braucht man hingegen eine ruhige Hand und die richtige Technik, den arg verzögernden Auslöser zu betätigen (sonst verwackelt man).

Der Apparat hat die richtige Größe: er liegt gut in der Hand, ist nicht zu schwer und nicht zu leicht, passt prima im Querformat in die Hemdtasche und fällt dort nicht so leicht heraus. Allerdings sitzt der Kopfhörerausgang an der falschen Seite: er hätte rechts hin gehört, damit das Kabel in der Hemdtasche zur richtigen Seite hin rauskommt (Display am Körper und Tasten zur Mitte).

Das eingebaute UKW-Radio würde ich viel häufiger nutzen, wenn es eine eingebaute Antenne hätte (ich habe selten einen Kopfhörer mit).

Nach dem Anschlaten von GPS sollte man das Telefon erstmal auf eine Mauer oder ein Fahrzeugdach legen, damit es ohne Positionsveränderung die Satelliten orten kann. Dann kann man es zügig (unter eine Minute) nutzen, auch beim Gehen oder Fahren. Interessanterweise ist die ruhige Bewegung im Auto auch ausreichend für schnelles Lokalisieren nach Einschalten. Während der Fahrt kann man es getrost in der Hand halten, der Empfang reicht meist aus. Nervig: Die erfolgreiche Positionsbestimmung wird nur optisch im Display gezeigt, eine akustische Meldung (Piepton) wäre wünschenswert, oder eine LED-Anzeige außen am Gehäuse (s.o.).

Schreibe einen Kommentar